Caverna!

Gespielt am: 31.12.2013
Mit: Anna bzw. niemandem

Ein ganz normaler Tag einer Zwergenfamilie: Während
Frau und Esel kochen, führt der Mann das Schaf Gassi.
Als Anna und ich 2007 über die Spielemesse in Essen schlenderten, wurde gerade ein Platz an einem Demo-Tisch frei. "Worum geht es denn bei dem Spiel?", fragte ich.
"Ihr müsst einen Bauernhof aufbauen: Tiere halten und vermehren, Ackerbau betreiben und eure Familie ernähren", war die Antwort.
"Hmm, spannend, aber immerhin können wir einmal etwas ausprobieren", dachte ich. 3 Stunden später lief ich selig mit einer großen, gelben Spielepackung unter dem Arm über die Messe und nervte Anna bereits damals schon ständig, wie tool dieses Spiel ist.

Die meisten ahnen es bereits, die Rede ist von Agricola, der Mutter aller Euro-Games und Worker Placement Spiele. Es ist komplex, intensiv, nervenaufreibend, fordernd und balanciert. Jede Handlung ist kostbar, und jede Aktion erscheint sinnvoll. Und es bietet Unmengen von Optionen und Möglichkeiten. Kurzum: das beste Spiel. Ever. Ihr könnt euch vorstellen, wie ich Uwe Rosenberg Fanboy mich auf den Nachfolger Caverna freute.

Aktionen zu Beginn des Spiels - Analysis Paralysis vom feinsten.
Caverna wirkt auf den ersten Blick wie ein aufgebohrtes Riesen-Agricola: dickere Schachtel, mehr Holzpöppel für Tiere und Material, mehr Spielmechaniken, mehr Spieler, mehr Optionsvielfalt, mehr Fanboy-Vorfreude. Das Grundprinzip ist gleich geblieben - die Spieler versuchen, ihren zu Beginn leeren Bauernhof Zwergenbehausung so gut wie möglich zu bewirtschaften. Allen Spieler stehen Aktionen zur Verfügung, welche sie reihum mit ihren Spielfiguren besetzen: Rohstoffe oder Tiere einsammeln, Äcker pflügen oder bepflanzen, seine Hof bzw. seine Höhle ausbauen, Nachwuchs bekommen usw. Der Clou: ist eine Aktion besetzt, können die anderen Spieler sie nicht mehr wählen. Viele Aktionen bringen zusätzliche Rohstoffe, sollten sie nicht gewählt worden sein - dadurch werden sie attraktiver und man ist ständig zu Trade-offs animiert.

Meine Äcker, mein Erz, meine Schafe, mein Höhlen-Block (und mein Hemd).
Caverna nimmt alles aus Agricola und packt eine Menge neuer Mechaniken drauf. Neben Ackerbau und Viehzucht müssen auch noch Stollen und Höhlen in den Berg getrieben werden - denn man spielt Zwerge. Darin legt man Erz- und Rubinminen an oder baut neue Wohnhöhlen für seine Zwerge. Aus dem Erz schmiedet man Waffen, um damit seine Zwerge auf Abenteuer zu schicken - je nach Stärke der Waffe bringt der Zwerg Rohstoffe und Schätze mit. Rubine fungieren als Joker und können quasi 1:1 gegen alle Rohstoffe oder Tiere getauscht werden.

Der Tisch ist gut bedeckt.
Das hört sich nach einem Wunschtraum für Veteranen an, aber ist es das auch? Oder wird es zu komplex und unübersichtlich?

Durch die Abenteuer und Rubine löst sich Caverna ein wenig von der Grundmechanik und führt mehr Freiheit und Flexibilität ein. Das ändert das Spielgefühl im Vergleich zu Agricola erheblich: man kämpft nicht mehr gegen den Mangel an, sondern versucht, aus einer riesigen Fülle von Optionen eine effektive Strategie zu entwickeln, um zu Punkten zu kommen. Caverna spielt sich dadurch erheblich entspannter als sein Vorgänger.

Durch gezieltes Streamlining wurde die Übersicht erhöht.
Trotz der weiteren Mechaniken fühlt sich Caverna nicht komplexer an als Agricola, sondern spielt sich im Gegenteil flüssiger. Viele "hakeligen" Elemente des Vorgängers wurden gut überarbeitet: alle Infos findet man jetzt auf dem eigenen oder dem zentralen Spielplan. Die individuellen Handkarten mit Erweiterungen wurden durch für alle verfügbaren Höhlenräume ersetzt. Das Ernähren der Zwerge ist deutlich einfacher, und es ist weniger Mikromanagement mit Rohstoffen nötig (z.B. für den Bau von Zäunen). Bei Agricola kann ein Fehler meist den Sieg kosten. Caverna ist gnädiger und bietet noch Möglichkeiten, die Situation zu retten.

Geld allein macht nicht glücklich. Caverna schon.
Das heißt nicht, dass Caverna einfacher geworden ist. Man muss immer noch sehr effizient planen, um effektiv zu spielen. Die Herausforderung hat sich geändert: statt verzweifelt zu versuchen, seine Strategie unter Druck durchzuführen, wird man hier ständig von mannigfaltigen Möglichkeiten in Versuchung gebracht und abgelenkt - Agricola in der Konsumgesellschaft. A pros pos - für die vereinsamten anonymen Seelen unter uns gibt es die bei Uwe Rosenberg traditionelle Solo-Variante, in der man Dinge ausprobieren und auf Rekordjagd gehen kann.

Caverna ist wie erhofft super geworden und momentan mein Spiel der Wahl, wenn etwas "mit ordentlich Fleisch am Knochen" auf den Tisch muss. Ich bin sehr gespannt, wie es sich mit mehreren Leuten spielt und habe ein weiteres Argument für die Anschaffung eines größeren Spieletisches. Bis dahin spiele ich es mit Anna oder alleine und träume von einer epischen Master-Runde mit 7 Leuten.

1 Kommentar:

  1. Klingt gut, bring es das nächste mal mit und wir spielen eine Master-Runde;-)

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